Bevor ich meine Reise ins Soave angetreten habe war ich ein wenig skeptisch, was mich erwartet. Ein Wein der in Deutschland kaum in guter Qualität angeboten wird – wird er mir beweisen können das er was kann? Es gibt so viele Produkte die von einem schlechten Image niedergedrückt werden, nur weil man die herausstechenden guten Qualitäten nicht kennt oder nicht wahrnehmen will. Bestes Beispiel ist hier für mich ein Asti oder auch jetzt, ein Wein aus dem Soave. Das Soave ist groß und in den flachen Lagen wo viel mit der Maschine gearbeitet wird und die Erträge immens sind, dort finden wir nicht den Wein über den ich jetzt sprechen möchte. Es geht um den Soave Classico – die Region die einen wirklich interessieren sollte. Hier kommen die besseren Qualitäten her, hier wird mit geringeren Erträgen gearbeitet. Wir haben Winzer besucht die in Steillagen ihre knapp 80 Jahre alten Reben kultivieren und Weine produzieren die Geschichten erzählen. Und zwar geschmacklich, von der Arbeit im Weinberg und auch vom Terroir. Andere Winzer arbeiten biolgisch, ob mit oder ohne Siegel, schwefeln ihren Wein wenig oder bauen ihren Wein viel länger in Stahl- oder Holztanks aus.
Torsten hat hier schon einen grandiosen Rückblick zu Fillipi geschrieben, den ich genauso empfunden habe. Das Tasting bei ihm auf dem Weingut hat mich immense beeindruckt. Er lebt seinen Beruf und liebt seinen Wein. Bei der Wanderung durch seine Crulagen hat er einem einen schönen Einblick in seine Arbeit und seine Philosophie geben. Im anschließenden Tasting gab es dann eine Querverkostung seiner Jahrgänge 2010 – 2013. Die Weine von Fillipi waren für mich mit das Beste was es dort zu verkosten gab. Unglaublich fand ich die Arbeit des Weingutes Le Battistelle. Als wir durch ihre Weinberge gelaufen sind, mit Reben die bis zu 80 Jahre alt sind, hat mich dies schon sehr beeindruckt. Außerdem haben sie in ihrem Lagenquerschnitt sehr viel verschiedene Böden, die sie sehr schön zu den Weinen darstellen und auch den Geschmack wiedergeben.
Am ersten Abend gab es ein Essen mit einem atemberaubenden Blick in das Amaronetal. Wirklich überrascht hat mich dabei die Auswahl der Weine. Es gab alte gereifte Soave zu verkosten und ein solches Potential hätte ich diesem Wein gar nicht zugetraut. Es waren ein paar alte Granaten dabei, die mich wirklich überzeugt haben. Die einen mit sehr reifen Tönen die mir gut gefallen haben, die anderen noch frisch wie am ersten Tag. Es gab Jahrgänge von 1994 an zu testen, auch wenn dieses Alter häufig am Korken gescheitert ist. 1999 war noch sehr gut und auch Weine um 2005 waren wunderbar.
Ich habe natürlich auch ein großes Auge auf die Speisen geworfen die zu den Weinen serviert worden sind. So zum Beispiel die Porchetta vom Kaninchen. Ein unglaublich feines Gericht und tolle Interpretation vom bekannten groben würzigen fetten gerollten Schweinebauch. Auch hatte ich vorher noch nie Baccalá gegessen – einen getrockneten Stockfisch. Er wird sehr lange gewässert und wurde dann Butterzart in Olivenöl pochiert und lauwarm serviert. Der Baccalá zerfiel auf der Zunge. Eine weitere Entdeckung war ein Käse mit dem Namen Toma Piemontese rmaggi/toma/index.jsp?lang=de. Von der Optik erinnert er ein wenig an Camembert, ist dabei aber viel würziger und Charaktervoller. Die Rinde ist härter, dafür wirkt das Innere aber bei Zimmertemperatur sehr zart und cremig. Wir haben ihn nach einem langen Verkostungstag in den Weinbergen mit Blick auf die Stadt Soave genossen und dabei zugeschaut wie die Sonne untergeht. An unserem letzten Tag haben wir in einer Hütte in den Weinbergen von Le Battistelle noch einen richtigen Leckerbissen kredenzt bekommen. Und zwar eine selbstgemachte Sopressata von eigenen glücklichen Schweinen. Sie war aus dem November und gut gereift. Sie erinnerte mich ein bisschen an eine Mischung aus frischem Mett und Schweineschmalz. Unglaublich würzig und cremig – hatte man eine Scheibe gegessen konnte man nicht mehr aufhören. Generell waren die Speisen wunderbar – besonders in unserem Hotel haben wir am ersten und letzten Tag sehr gut gegessen. Hier haben wir auch ein sehr untypisches aber dafür sehr sehr gutes Frühstück bekommen. Jeden Tag wechselnde Eierspeisen und immer frisch gebackenen Kuchen.
Sehr überrascht war ich auch von der Landschaft. Sie ist natürlich sehr stark vom Wein geprägt der dort wächst, ähnlich wie die Toskana. Auf ihre Art schön fand ich aber, das die Landschaft hier im Gegensatz zur Toskana sehr weitläufig ist. Die Toskana ist von kleinen Tälern durchzogen und sehr verwunschen – man kann nicht sehr weit blicken. Das Saove hingegen strotzt nur so vor Großzügigkeit. Ist man einmal in den Bergen schaut man kilometerweit in alle Richtungen. Besonders schön ist das man um die Berge herumfährt und nach jeder Kurve in die Weite eines anderen Tales schaut. Das Soave ist eine wunderbare Location um das Umland zu besuchen. Innerhalb einer Stunde ist man am Gardasee, in Venedig, oder in Verona.
Mein Fazit der Reise ist, das ich eine neue Region in mein Italien Repertoire aufnehmen werde und das besonders wegen Wein, Essen, Landschaft und den Menschen dort.
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